Studie der Hochschule Harz zu Arbeitgeberattraktivität in der Pflegebranche

20.04.2020

Studie der Hochschule Harz zu Arbeitgeberattraktivität in der Pflegebranche

Pflegekräfte erwarten mehr als einen sicheren Arbeitsplatz und ein angemessenes Gehalt

Pflegekräfte und ihre Arbeitsbedingungen sind in Zeiten der Corona-Krise aktueller denn je. Bereits im letzten Jahr hat die Hochschule Harz in einer Studie die Erwartungen der Berufsgruppe untersucht, jetzt wurden die Ergebnisse veröffentlicht: Pflegekräfte erwarten von ihrem Arbeitgeber mehr als einen sicheren Arbeitsplatz und ein angemessenes Gehalt. Vielmehr spielen auch soziale Faktoren wie verlässliche Kollegen, faire Führung und ein gutes Teamklima eine Rolle, wenn es um die Attraktivität von Pflegeunternehmen als Arbeitgeber geht. Wie wichtig die einzelnen Faktoren sind, hängt stark von den verschiedenen Arbeitnehmergruppen ab.

Drei Pflegeunternehmen aus der Region entwickelten mit den Wissenschaftlern der Hochschule Harz die Befragung ihrer Mitarbeiter. Die vorliegende Studie ist damit eine der wenigen, die sich dem Thema Arbeitgeberattraktivität bzw. „Employer Branding“ in der Pflege mittels berufserfahrener Arbeitnehmer nähert. „Die Arbeitsplatzsicherheit ist den Pflegehilfskräften weitaus wichtiger als den Pflegefachkräften“, sagt Dr. Manuela Koch-Rogge von der Hochschule Harz. Erklärbar sei dies mit der Situation auf dem Arbeitsmarkt: viele offene Stellen stehen zu wenigen ausgebildeten Pflegefachkräften gegenüber. „Auch zwischen externer und interner Perspektive gibt es Unterschiede“, führt Koch-Rogge den Vergleich mit den Ergebnissen aus anderen Studien aus: „Berufsanfängern bzw. Bewerbern sind eher monetäre und nicht soziale Faktoren wichtig. Letztere sind wiederum für Berufserfahrene entscheidend bei der Frage, ob sie bei ihrem Arbeitgeber bleiben.“

Die Partner-Unternehmen des Projekts fühlten sich durch die Studie insgesamt bestätigt, konnten aufgrund der detaillierten Befragungsergebnisse aber auch neue Anregungen mitnehmen: „Wir wollen nun unter anderem verstärkt den Fokus darauf legen, unsere Arbeitgebermarke von Innen zu stärken und dies transparent - sowohl intern als auch extern - zu kommunizieren. Des Weiteren ist es uns ein Anliegen, potentielle Bewerber zielgruppenspezifischer zu erreichen“, sagt Tina Voigt, Personalreferentin bei der Evangelischen Stiftung Neinstedt, zum Abschluss des Projekts. Wissenschaftler, Unternehmen und Vertreter des Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung Sachsen-Anhalt besprachen die Ergebnisse der Studie im Rahmen eines Workshops Anfang 2020. Dabei ging es auch darum, wie sich das Thema Arbeitgeberattraktivität in der Pflege weiterhin durch die Hochschule begleiten lässt.

An der Befragung zwischen Mai und September 2019 nahmen 226 Pflegefachkräfte, Pflegehilfskräfte und Personen mit sonstigen Tätigkeiten teil. Alle waren zu diesem Zeitpunkt in einem der drei an dem Projekt beteiligten Pflegeunternehmen angestellt. Methodisch gingen die Wissenschaftler mehrstufig vor. Die Befragten konnten selbst einschätzen, welche Faktoren einen Arbeitgeber attraktiv machen. In einem anderen Schritt wurde mittels erweiterter datenanalytischer Verfahren erhoben, warum jemand tatsächlich mit seiner Arbeit zufrieden ist. Einzelne Ergebnisse sind in der Broschüre „Arbeitgeberattraktivität in der Pflege - Welche Faktoren zählen wirklich?“ nachzulesen (Download unter: https://www.hs-harz.de/forschung/).

Das Projekt wurde vom Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt zwischen 2018 und 2020 gefördert (Projektname: „Kompetenzorientierte Bewerberauswahl als Basis der Fachkräftegewinnung von KMU in der Pflegebranche“ / Kobe-KMU); weitere Partner waren das University College Ghent (Belgien) und die Karelia University of Applied Sciences (Finnland).